Kapitel 59
Die von Jesus gesandte Kraft bildet einen Lichtkranz auf Sophias Haupt
Jesus setzte jedoch seine Rede fort und wandte sich an seine Jünger mit den Worten: „Als die Pistis Sophia diese Worte im Chaos sprach, ließ ich die Lichtkraft, die ich zu ihrer Rettung gesandt hatte, zu einem Lichtkranz auf ihrem Haupt werden, damit die Emanationen der Authades von nun an keine Macht mehr über sie haben würden.
Als die Lichtkraft zum Lichtkranz auf ihrem Haupt geworden war, wurden alle bösen Materien in ihr erschüttert und vollständig gereinigt. Sie wurden vernichtet und im Chaos gelassen, während die Emanationen des Authades dies sahen und sich freuten. Und das, was vom reinen Licht in der Sophia gereinigt wurde, verstärkte das Licht meiner Lichtkraft, die zum Lichtkranz auf ihrem Haupt geworden war.
Es geschah nun, als meine Lichtkraft das reine Licht in der Pistis Sophia umschloss, wich ihr reines Licht nicht vom Kranz der Kraft der Lichtflamme, sodass die Emanationen der Authades es nicht mehr rauben konnten. Nachdem dies nun geschehen war, begann die reine Lichtkraft innerhalb der Pistis Sophia zu jubeln. Sie huldigte meiner Lichtkraft, die zu einem Kranz auf ihrem Haupt geworden war. Sie sang also ein Loblied:
Sophia stimmt ein weiteres Loblied an
- Das Licht ist zu einer Krone auf meinem Haupt geworden, und ich werde mich nicht von ihm trennen, sodass die Emanationen des Authades es mir nicht nehmen können.
- Und selbst wenn alle Materien erschüttert werden, werde ich nicht erschüttert werden.
- Und selbst wenn alle meine Materien zugrunde gehen und im Chaos zurückbleiben – jene, die die Emanationen des Authades sehen –, werde ich nicht zugrunde gehen.
- Denn das Licht ist mit mir und ich bin mit dem Licht.
So sprach die Pistis Sophia. Wer jetzt den Sinn dieser Worte begreift, der möge vortreten und ihre Auslegung verkünden.“
Maria, seine Mutter, bittet um die Erlaubnis zu sprechen und erhält sie
Da trat Maria, die Mutter Jesu, vor und sprach: „Mein Sohn dieser Welt nach, mein Gott und Erlöser der Höhe nach, gebiete mir, die Erklärung der Worte zu verkünden, die die Pistis Sophia gesprochen hat.“
Jesus antwortete und sprach: „Du auch, Maria, hast die Gestalt, die in der Barbelo ist, der Materie nach empfangen. Und ebenso hast du die Ähnlichkeit der Lichtjungfrau dem Licht nach empfangen, du und die andere Maria (sc. Maria Magdalena), die Selige. Und deinetwegen ist die Finsternis entstanden. Und der materielle Körper, in dem ich existiere, den ich gereinigt und geläutert habe, ist aus dir hervorgekommen. Nun denn, ich gebiete dir, die Erklärung der Worte der Sophia zu verkünden.“
Und Maria, die Mutter Jesu, antwortete und sprach: „Mein Herr, deine Lichtkraft prophezeite einst diese Worte durch Salomo in der 19. Ode und sagte:
Maria, seine Mutter, interpretiert das Lied der Sophia auf Basis der 19. Ode Salomos
- Der Herr ist auf meinem Haupt wie ein Kranz, und nicht werde ich von ihm weichen.
- Geflochten ist mir der wahre Kranz,[1] und er hat deine Zweige in mir aufsprossen lassen.
- Denn er gleicht nicht einem vertrockneten Kranz, der nicht aufsprosst, sondern du bist lebendig auf meinem Haupt und du hast gesprosst auf mir.
- Deine Früchte sind voll und vollkommen reif, angefüllt mit deinem Heil.
Jesus lobt seine Mutter
Als Jesus seine Mutter Maria diese Worte hatte sagen hören, sprach er zu ihr: „Vortrefflich, gut gemacht! Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Man wird dich von einem Ende der Erde bis zum anderen selig preisen, denn die Verheißung des Ersten Mysteriums ist bei dir eingekehrt. Und durch diese Verheißung werden alle von der Erde und alle von der Höhe errettet werden. Und jene Verheißung ist der Anfang und das Ende.“
[1] lit. der Kranz der Wahrheit