Kapitel 56
Es trat aber Andreas vor und sprach: Mein Herr und Erlöser, deine Lichtkraft hat einst durch David inbetreff dieser Reue, die die Pistis Sophia gesagt hat, prophezeit und im 109. Psalm[1] gesprochen:
Andreas interpretiert den zwölften Reuegesang der Pistis Sophia anhand von Versen aus Psalm 109
- O Gott, schweige nicht zu meinem Lobpreis.
- Denn der Mund des Sünders und die Hinterlist haben ihre Mäuler wider mich geöffnet und mit hinterlistiger Zunge hinter mir geredet.
- Und mit Worten des Hasses haben sie mich umgeben und mich ohne Grund bekämpft.
- Als Lohn für meine Liebe verleumdeten sie mich. Ich aber betete.
- Sie haben mir Gutes mit Bösem, meine Liebe mit Hass vergolten.
- Stelle einen Sünder über ihn, und lass den Teufel zu seiner Rechten stehen.
- Wird er gerichtet, soll er verurteilt hervorgehen, und sein Gebet erweise sich als Sünde.
- Mögen seine Tage vermindert werden und ein anderer sein Amt empfangen.
- Seine Kinder mögen zu Waisen werden und sein Weib zur Witwe.
- Mögen seine Kinder vertrieben werden und betteln, mögen sie aus ihren Häusern hinausgestossen werden.
- Der Gläubiger soll seine Habe an sich nehmen und Fremde mögen plündern, was er mit Mühe erwarb.
- Da sei keiner, der ihm beisteht und keiner, der sich seiner Waisen erbarmt.
- Mögen seine Nachkommen ausgerottet und sein Name innerhalb einer einzigen Generation ausgelöscht werden.
- Der Sünde seiner Väter bleibe der Herr eingedenk, und die Sünde seiner Mutter werde nicht getilgt.
- Dem Herrn seien sie allzeit gegenwärtig, und die Erinnerung an ihn werde auf Erden ausgelöscht,
- Weil er nicht daran dachte, Erbarmen zu üben, sondern den Armen, Notdürftigen und Elenden bis zum Tod verfolgt hat.
- Er liebte den Fluch – der soll über ihn kommen! Segnen wollte er nicht – sein Segen soll ihm fern bleiben!
- Er zog den Fluch an wie ein Gewand, und wie Wasser drang er in seine Eingeweide; wie Öl war er in seinen Knochen.
- Sei er ihm also wie ein Gewand, in das er sich hüllt, und wie ein Gürtel, mit dem er sich allzeit umgürtet.
- Dies sei die Behandlung für die, die mich vor dem Herrn verleumden und meiner Seele Unrecht tun.
- Du aber, Herr, o Herr, sei mir gnädig! Um deines Namens willen errette mich!
- Denn ich bin arm und elend, und mein Herz ist im Innersten durchbohrt.
- Wie ein sich neigender Schatten gehe ich dahin. Wie ein Heuschreck werde ich fortgeschüttelt.
- Meine Knie schlottern vom Fasten; mein Fleisch ist ohne Fett geschrumpft.
- Darum bin ich ihnen zum Gespött geworden; wenn sie mich sehen, schütteln sie den Kopf.
- Hilf mir, o Herr, mein Gott, und erlöse mich nach deiner Gnade!
- Mögen sie erkennen, dass dies deine Hand ist, und dass du, o Herr, sie geschaffen hast.‘
Dies ist nun die Auflösung der zwölften Reue, die die Pistis Sophia, als sie im Chaos sich befand, gesagt hat.“
[1] CS: 108 (nach griechischer Zählung: 109).