Gnostica

Portal zur Bewußtseinserweiterung über die Gnosis. Vorbereitung auf den Aufstieg.

Authades eilt seinen Emanationen zu Hilfe und diese unterdrücken erneut Sophia

Jesus setzte seine Rede fort und sagte zu seinen Jüngern: „Danach trat ich in außerordentlichem Glanz ins Chaos ein, um das Licht jener löwengesichtigen Kraft zu nehmen. Da ich überaus strahlte, fürchtete sie sich und schrie zu ihrer Gottheit, dem Authades, um Hilfe. Unverzüglich blickte die Gottheit Authades aus dem dreizehnten Äon auf das Chaos mit großem Zorn hernieder und begehrte, seiner löwengesichtigen Kraft zu helfen. Zu dieser Stunde umringten die löwengesichtige Kraft und all ihre Emanationen die Pistis Sophia, um ihr alles Licht wegzunehmen.

Als sie die Sophia bedrängten, schrie sie zur Höhe und rief zu mir, damit ich ihr helfe. Sie blickte zur Höhe und sah den Authades. Sein Zorn war so groß, dass sie sich fürchtete und die zwölfte Reue wegen des Authades und seiner Emanationen aussprach. Sie rief also hinauf zu mir mit diesen Worten zu:

Der zwölfte Reuegesang der Pistis Sophia

  1. O Licht, vergiss meinen Lobgesang nicht!
  2. Denn Authades und seine löwengesichtige Kraft haben wiederum ihre Mäuler gegen mich geöffnet und wieder hinterlistig gegen mich gehandelt.
  3. Sie haben mich umringt, um mir meine Kraft zu rauben. Und sie hassen mich, weil ich dich gepriesen habe.
  4. Anstatt mich zu lieben, haben sie mich verleumdet. Ich habe aber gepriesen.
  5. Sie haben den Plan gefasst, meine Kraft zu rauben, weil ich dich, o Licht, gepriesen habe. Und sie haben mich gehasst, weil ich dich geliebt habe.
  6. Möge die Finsternis über den Authades kommen, und möge der Archont der äußersten Finsternis[1] ihm zur Rechten weilen.
  7. Nimm am Tag deines Gerichtes seine Kraft weg. Und wegen der beabsichtigten Tat, mein Licht von mir zu nehmen, mögest du das seine von ihm nehmen.
  8. Mögen alle Kräfte seines in ihm befindlichen Lichts schwinden. Möge einer der anderen drei Dreimalgewaltigen seine Herrlichkeit nehmen.
  9. Mögen alle Kräfte seiner Emanationen lichtlos sein. Und möge seine Materie ohne Licht existieren.
  10. Mögen seine Emanationen im Chaos bleiben und nicht zu ihrer Region zurückkehren dürfen. Möge das Licht, das in ihnen wohnt, erlöschen. Und lass sie nicht zum dreizehnten Äon, ihrer Region, gehen.
  11. Möge der Paralemptor, der Reiniger aller Lichter, alle Lichter im Authades reinigen und von ihm wegnehmen.
  12. Mögen die Archonten der unteren Finsternis über seine Emanationen herrschen. Möge niemand in seiner Region ihnen Schutz gewähren. Und lass niemand der Kraft seiner Emanationen im Chaos hören.
  13. Möge man das in seinen Emanationen befindliche Licht wegnehmen und ihre Namen aus dem dreizehnten Äon auslöschen, ja vielmehr seinen Namen aus jener Region für immer wegnehmen.
  14. Möge man über die löwengesichtige Kraft die Sünde dessen, der sie erschaffen hat, vor das Licht bringen. Möge die Schuld der Materie, die Authades hervorgebracht hat, nicht getilgt werden.
  15. Möge ihre Sünde ewig vor dem Licht stehen. Mögen sie nicht darüber [über das Chaos] hinausblicken, und ihre Namen aus allen Regionen entfernt sein.
  16. Weil sie mich nicht verschont haben, und den unterdrückt haben, dem sie Licht und Kraft genommen haben, und sie mich danach in ihre Mitte gesteckt haben in der Absicht, mir mein ganzes Licht zu nehmen.
  17. Sie liebten es, ins Chaos hinabzusteigen. So mögen sie dort bleiben! Und nicht sollen sie ab jetzt von dort hinweggeführt werden. Die Region der Gerechtigkeit wollten sie nicht zur Wohnstätte, also sollen sie ab jetzt nicht darin aufgenommen werden!
  18. Er zog die Finsternis wie ein Gewand an. Sie (sc. die Finsternis) ging in ihn hinein wie Wasser und floss in all seine Kräfte wie Öl ein.
  19. Möge er sich in das Chaos einhüllen wie in ein Gewand und sich allezeit mit der Finsternis umgürten wie mit einem ledernen Gürtel.
  20. Dies geschehe jenen, die all dies des Lichts wegen über mich gebracht und gesagt haben: „Lasst uns ihre ganze Kraft wegnehmen.“
  21. Du aber, o Licht, erbarme dich meiner um des Mysteriums deines Namens willen und erlöse mich durch die Güte deiner Barmherzigkeit.
  22. Da sie mir mein Licht und meine Kraft weggenommen haben, und meine Kraft innerlich erschüttert ist, und ich nicht aufrecht in ihrer Mitte stehen konnte,
  23. Bin ich zu sündiger Materie geworden. Wie ein Luftgeist wurde ich hierhin und dorthin geschleudert.
  24. Meine Kraft wurde vernichtet, weil ich kein Mysterium besitze, und meine Lichtmaterie ist geschwunden, weil sie mein Licht weggenommen haben.
  25. Sie haben mich verspottet und mich angeschaut, während sie mir zuzwinkerten.
  26. Hilf mir nach deiner Barmherzigkeit!‘

Wohlan, wessen Geist bereit ist, der trete vor und gebe die Auslegung der zwölften Reue der Pistis Sophia.“

[1] die äußerste Finsternis (gr. τὸ σκότος τὸ ἐξώτερον – to skotos to exōteron); vgl. Mt 8:12; 22:13; 25:30.

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