Gnostica

Portal zur Bewußtseinserweiterung über die Gnosis. Vorbereitung auf den Aufstieg.

Die Reue Sophias wird noch nicht angenommen. Sie wird von den Archonten verspottet.

Jesus fuhr wiederum in der Rede fort und sagte zu seinen Jüngern: „Nachdem die Pistis Sophia den sechsten Reuegesang um Vergebung ihrer Fehler gesprochen hatte, wandte sie sich erneut zur Höhe, um zu sehen, ob ihre Sünden Vergebung finden würden und sie aus dem Chaos hinaufgeführt würde.

Doch der Befehl des Ersten Mysteriums erlaubte es noch nicht, ihre Sünde zu vergeben und sie aus dem Chaos hinaufzuführen.

Als sie sich nun zur Höhe gewandt hatte, um zu sehen, ob ihre Reue angenommen würde, sah sie, dass alle Archonten der zwölf Äonen sie verspotteten und sich über sie freuten, weil ihre Reue nicht angenommen worden war. Als die Pistis Sophia sah, wie sie verspottet wurde, wurde sie sehr traurig. Sie rief den Himmel in ihrer siebenten Reue an und sprach:

Der siebente Reuegesang der Pistis Sophia

  1. O Licht, mein Licht! Zu dir habe ich meine Kraft emporgehoben!
  2. An dich habe ich geglaubt. Lass mich nicht verachtet werden. Lass nicht zu, dass die Archonten der zwölf Äonen, die mich hassen, sich über mich freuen.
  3. Denn alle, die an dich glauben, werden nicht in Schande geraten. Es mögen in der Finsternis bleiben die, welche meine Kraft genommen haben, und keinen Nutzen daraus ziehen, sondern sie soll ihnen genommen werden.
  4. O Licht, zeige mir deine Wege, damit ich auf ihnen gerettet werde. Weise mir deine Pfade, damit ich aus dem Chaos befreit werde.
  5. Führe mich in deinem Licht und lass mich wissen, o Herr, dass du mein Erlöser bist. Auf dich will ich jederzeit vertrauen.
  6. Achte auf meine Rettung, o Licht; denn deine Barmherzigkeit währt ewig.
  7. Was meine Übertretung angeht, die ich aus Unwissenheit von Anfang an begangen habe, rechne sie mir nicht an, o Licht. Erlöse mich vielmehr um deiner Güte willen, o Licht, durch dein großes Mysterium der Schuldvergebung.
  8. Denn gütig und wahrhaftig ist das Licht. Deshalb wird es mir einen Weg zur Erlösung von meiner Sünde zeigen.
  9. Und meine Kräften, die durch die Furcht vor den stofflichen Emanationen des Authades geschwächt sind, wird das Licht entsprechend dem Gebot herausholen. Und meinen Kräften, die durch Unbarmherzigkeit geschwächt sind, wird es seine Erkenntnis lehren.
  10. Denn alle Erkenntnisse des Lichts sind Rettungen und Mysterien für alle, die die Regionen seines Erbes und seine Mysterien suchen.
  11. Um des Mysteriums deines Namens willen, o Licht, vergib mir meine Übertretung; denn sie ist groß.
  12. Jedem, der auf das Licht vertraut, wird es das Mysterium geben, das ihm zukommt.
  13. Und seine Seele wird in den Regionen des Lichts existieren. Und seine Kraft wird den Lichtschatz erben.
  14. Das Licht gibt allen Kraft, die daran glauben. Der Name seines Mysteriums wird denen gehören, die darauf vertrauen. Und es wird ihnen die Erbstätte zeigen, die sich im Lichtschatz befindet.
  15. Dennoch habe ich stets an das Licht geglaubt. Denn das ist es, das meine Füße aus den Fesseln der Finsternis befreien wird.
  16. Bewahre mich, o Licht, und rette mich; denn selbst meinen Namen haben sie im Chaos von mir genommen.
  17. Vor allen Emanationen waren meine Drangsale und Bedrängnisse sehr zahlreich; rette mich aus meiner Übertretung und dieser Finsternis.
  18. Sieh auf das Leiden meiner Bedrängnis und vergib mir meine Verfehlung.
  19. Schau, wie sehr mich die Archonten der zwölf Äonen aus Eifersucht gehasst haben.
  20. Wache über meiner Kraft, rette mich und lass mich nicht in dieser Finsternis bleiben, denn ich habe an Dich geglaubt.
  21. Und sie haben aus mir einen großen Toren gemacht, weil ich an Dich geglaubt habe, ο Licht.
  22. O Licht, rette nunmehr meine Kräfte vor den Emanationen des Authades, die mich bedrängen.‘

Jetzt nun, wer nüchtern ist, sei nüchtern.“

Nachdem Jesus dies zu seinen Jüngern gesagt hatte, trat Thomas vor und sprach: „Mein Herr, ich bin nüchtern, reichlich nüchtern,[1] und mein Geist ist in mir willig, und ich freue mich sehr, dass du uns diese Worte offenbart hast.

Trotzdem habe ich meinen Brüdern bisher den Vortritt gelassen, um sie nicht zu erzürnen;[2] vielmehr lasse ich jeden von ihnen vorgehen, um die Auslegung des Reuegesanges der Pistis Sophia vorzunehmen. So sei es, mein Herr. Bezüglich der Auslegung der siebten Reue der Pistis Sophia hat deine Lichtkraft einst durch den Propheten David im 25sten Psalm[3] gesprochen:

Thomas interpretiert den siebten Reuegesang der Pistis Sophia anhand von Versen aus Psalm 25

  1. O Herr, zu dir habe ich meine Seele erhoben, mein Gott.
  2. Ich habe mich auf dich verlassen. Lass mich nicht zu Schanden werden, noch meine Feinde über mich spotten.
  3. Denn alle, die auf dich harren, werden nicht beschämt. Beschämt mögen jene, die ohne Grund Unrecht begehen.
  4. O Herr, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Pfade.
  5. Leite mich auf den Weg deiner Wahrheit und lehre mich; denn du bist mein Gott und mein Retter. Auf dich werde ich den ganzen Tag harren.
  6. Gedenke deiner Barmherzigkeit, Herr, und deiner Gnadenerweisungen; denn von Ewigkeit her bestehen sie.
  7. Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und deren aus Unwissenheit. Gedenke mir vielmehr in Anbetracht deiner großen Barmherzigkeit, um deiner Güte willen, Herr.
  8. Gütig und aufrichtig ist der Herr, deshalb weist er den Sündern den Weg.
  9. Er wird die Sanftmütigen im Urteil leiten und sie seine Wege lehren.
  10. Alle Wege des Herrn bedeuten Gnade und Wahrheit für die, die seine Gerechtigkeit und seine Zeugnisse suchen.
  11. Um deines Namens willen, Herr, vergib mir meine Sünde; denn sie ist sehr groß!
  12. Wer ist der Mensch, der den Herrn fürchtet? Er empfängt von ihm Unterweisungen auf dem erwählten Weg.
  13. Seine Seele wird im Glück leben, und sein Geschlecht wird das Land ererben.
  14. Der Herr ist die Stärke derer, die ihn fürchten. Er entschleiert seinen Namen denen, die ihn verehren, um ihnen seinen Bund zu verkünden.
  15. Meine Augen sind allzeit auf den Herrn gerichtet. Denn er wird meine Füße aus der Schlinge ziehen.
  16. Blicke auf mich herab und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend.
  17. Die Qualen meines Herzens haben sich vervielfacht. Führe mich aus meinen Nöten.
  18. Blicke auf meine Niedrigkeit und mein Leid und vergib all meine Sünden.
  19. Siehe, wie zahlreich meine Feinde sind und mit welch ungerechtem Hass sie mich verfolgen.
  20. Bewahre meine Seele und errette mich. Lass mich nicht zu Schanden werden, denn ich habe auf dich gehofft.
  21. Die Unschuldigen und Redlichen haben sich mir angeschlossen; denn ich habe geduldig auf dich gewartet, oh Herr.
  22. O Gott, befreie Israel von all seinen Nöten!'“

Jesus lobt Thomas

Nachdem Jesus Thomas‘ Worte angehört hatte, sprach er zu ihm: „Vortrefflich, Thomas. Gut gemacht. Dies ist die Auslegung der siebten Reue der Pistis Sophia. Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Alle Geschlechter der Erde werden euch glücklich preisen, weil ich euch dies offenbart habe, und ihr von meinem Geist empfangen habt. Ihr seid verständig und pneumatisch geworden, weil ihr begriffen habt, was ich gesagt habe.

Ich werde euch dann mit dem gesamten Licht und der vollen Kraft des Geistes erfüllen, damit ihr ab jetzt alles versteht, was zu euch gesagt wird und was ihr sehen werdet. Noch eine kleine Weile, dann werde ich mit euch über alle Dinge der Höhe sprechen, von außen nach innen und von innen nach außen.“

[1] Vgl. EvThom 13, wo Jesus zu Thomas sprach: „Ich bin nicht dein Lehrer. Denn du hast getrunken, du hast dich berauscht an der sprudelnden Quelle, die ich ausgemessen habe.“

[2] Ebenfalls in EvThom 13 achtet ein rücksichtsvoller Thomas darauf, seine Brüder nicht zu reizen.

[3] CS: 24 (nach griechischer Zählung: 25).

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