Kapitel 36
Nachdem Jesus zu seinen Jüngern gesprochen hatte, wandte er sich mit den Worten an sie: „Versteht ihr, auf welche Weise ich zu euch rede?“
Petrus beklagt sich über Maria
Da stürzte Petrus vor und sprach zu Jesus: „Mein Herr, wir können diese Frau nicht ertragen, da sie uns die Gelegenheit nimmt und niemanden von uns reden lässt, sondern immer selbst reden will.“
Jesus antwortete und sagte zu seinen Jüngern: „In welchem die Kraft des Geistes aufwallt, sodass er meine Worte verstehen kann, der möge hervortreten und sprechen. Dennoch, Petrus, sehe ich, dass deine Kraft in dir die Deutung des Mysteriums der Reue versteht, von der die Pistis Sophia sprach. Wohlan, Petrus, sprich inmitten deiner Brüder den Gedanken zu dieser Reue aus.“
Petrus antwortete und sprach zu Jesus: „Höre, o Herr, was ich zu ihrer Reue zu sagen habe. Deine Lichtkraft hat einst durch den Propheten David prophezeit, indem sie ihre Reue im 71. Psalm[1] wiedergibt:
Petrus interpretiert den zweiten Reuegesang der Pistis Sophia anhand von Versen aus Psalm 71
- O Gott, mein Gott, auf dich habe ich vertraut, lass mich niemals beschämt werden.
- Errette mich in Deiner Gerechtigkeit und befreie mich; neige mir dein Ohr und erlöse mich.
- Sei mir ein starker Gott und eine Festung, um mich zu retten; denn du bist meine Stärke und meine Zuflucht.
- Mein Gott, rette mich aus der Hand des Sünders und aus der Hand des Gottlosen und des Frevlers.
- Denn du, Herr, bist mein Harren und Hoffen von Jugend an
- Vom Mutterschoß an habe ich auf dich vertraut. Du hast mich aus dem Leib meiner Mutter hervorgebracht. Mein Denken ist allzeit auf dich gerichtet.
- Vielen bin ich zu einem Narren geworden, doch du bist meine Hilfe und meine Stärke; du bist mein Erlöser, o Herr.
- Mein Mund ist voll von Lob, damimt ich den ganzen Tag die Herrlichkeit deiner Größe preise.
- Verwirf mich nicht, wenn ich alt bin, verlass mich nicht, wenn meine Seele erliegt!
- Denn meine Feinde reden Übles wider mich, und die mir nach dem Leben trachten, beraten sich gegen sie.
- Sie sagten zugleich: Gott hat ihn verlassen; lauft und ergreift ihn, denn es gibt keinen, der ihn rettet.
- O Gott, eile mir zur Hilfe!
- Mögen diejenigen, die meine Seele verleumden, beschämt und vernichtet werden. Mögen die, die Übles gegen mich im Schilde führen, in Schande und Schmach gehüllt werden.
Dies nun ist die Auslegung der zweiten Reue, die die Pistis Sophia ausgesprochen hat.“
[1] CS: 70 (nach griechischer Zählung: 71)