Kapitel 6
Als die Jünger diese Worte hörten, sagten sie: „Herr, wenn du es bist, so ziehe deinen Lichtglanz zurück, damit wir stehen können, denn wir sind geblendet und aufgeregt, und auch die ganze Welt ist infolge des großen Lichts, welches an dir ist, aufgeregt.“
Jesus zieht sein Licht zurück
Da zog Jesus den Glanz seines Lichts zurück; und als dies geschehen war, fassten alle Jünger Mut, traten vor Jesus, fielen alle zugleich nieder,[1] beteten ihn in großer Freude an, und sprachen zu ihm: „Rabbi, wohin bist du gegangen oder was war das für ein Dienst, dem du nachgegangen bist, oder aus welchem Grund geschahen all diese Unruhen und Erdbeben?“
Er verspricht, ihnen alles zu erzählen
Da sprach zu ihnen Jesus, der Barmherzige: „Freut euch[2] und jubelt von dieser Stunde ab, denn ich bin in die Regionen gegangen, aus denen ich hervorgekommen bin. Ab heute werde ich mit euch offen[3] vom Anfang der Wahrheit[4] bis zu ihrer Vollendung reden, und ich werde mit euch von Angesicht zu Angesicht[5] ohne Gleichnis reden; nicht werde ich euch von dieser Stunde an etwas von den Dingen der Höhe und der Region der Wahrheit verbergen. Denn mir ist durch den Unaussprechlichen und durch das Erste Mysterium von allen Mysterien die Vollmacht erteilt worden,[6] mit euch vom Anfang bis zur Fülle und von innen nach außen sowie von außen nach innen zu reden. Hört nun, damit ich euch alles erzähle:
Jesus vermisst sein Lichtgewand
Während ich ein wenig von euch entfernt auf dem Ölberg saß, dachte ich an den Rang des Dienstes, um dessentwillen ich gesandt worden war, dass er bereits erfüllt sein sollte und, dass mir mein Gewand vom letzten Mysterium, welches das 24. Mysterium von innen nach außen ist, noch nicht gesandt worden war. Diese 24 Mysterien befinden sich im zweiten Raum des Ersten Mysteriums im Rang jenes Raums. Als ich erkannte, dass der Rang des Dienstes, weswegen ich gekommen war, erfüllt sei und dass jenes Mysterium mir das Gewand, das ich darin zurückgelassen hatte,[7] bis seine Zeit vollendet war, noch nicht gesandt hatte – während ich also an diese Dinge dachte –, saß ich auf dem Ölberg, nicht weit von euch entfernt.
[1] EvThom 15.
[2] Mt 5,12.
[3] Joh 16,25.
[4] Die Belehrung Jesu hat über den informativen Aspekt hinaus vor allem erlösungsrelevante Bedeutung, sowohl für die Jünger selbst, weil sie dadurch, dass sie den Ursprung (Anfang) und die Vollendung (das Ende) erkennen, unsterblich werden (vgl. EvThom 18) als auch für die Welt, weil die Jünger durch ihre Erkenntnis von Anfang und Ende die Welt retten werden, siehe letzte Zeilen von Kap. 8. Offb 22:13 Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.
[5] EvThom 6.4 Denn alles ist enthüllt vor dem Angesicht der Wahrheit.
[6] Mt 28,18 Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde.
[7] Phil 2:6-7 der [Christus Jesus] in Gestalt Gottes war und es nicht für einen Raub hielt [d. h. er klammerte sich nicht daran, s. Spr 9:17], Gott gleich zu sein. 7 Aber er entäußerte sich und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden; vgl. ExcTh 22d samt Kommentar.